In den idyllischen Straßen von Buxtehude, einer Stadt im Speckgürtel von Hamburg, steht eine kleine Tankstelle. Eine Tankstelle, die jedoch eine große Bedeutung für mich und auch viele andere hat. Sie ist nämlich die einzige verbliebene BioCNG-Tankstelle im Südwesten Hamburgs. Doch nun soll sie zum 30. Juni 2024 geschlossen werden – eine Entscheidung, die nicht nur mich, sondern auch zahlreiche andere umweltbewusste Bürgerinnen und Bürger betrifft, wie sich vergangenen Sonntag zeigte.

Neue Zeiten, neue Herausforderungen
Als ich mir vor einigen Jahren mein erstes Fahrzeug mit CNG-Antrieb anschaffte, war die Situation noch eine andere, recht entspannte. Als jedoch im Umland zahlreiche EON- und Shell-Standorte nach und nach ihren Betrieb einstellten, wurde es für mich umso klarer und wichtiger, mich zu vernetzen und etwas gegen das Tankstellensterben zu unternehmen. Klimaschonend und kostengünstig mit BioCNG unterwegs zu sein, ist eben leider keine Selbstverständlichkeit mehr. Ein Hauptgrund, weshalb ich auch dem CNG-Club beigetreten bin. 
Nachdem ich in der Vergangenheit von den Aktionen anderer CNG-Fahrer und Club-Mitglieder in Hamburg profitieren konnte, fühlte ich mich in der aktuellen Situation dazu berufen, selbst einen Protest in Buxtehude zu organisieren, um so die öffentliche Wahrnehmung und eben auch den öffentlichen Druck zu erhöhen.
 

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Gemeinschaftsaktion Protesttanken!
So kam es nun also dazu, dass vergangenen Sonntag über vierzig Teilnehmer meinem Aufruf gefolgt sind und sich zu einem gemeinsamen Protesttanken mit anschließender Kundgebung zusammenfanden. Die Resonanz war überwältigend und zeigt, wie vielen Menschen es wichtig ist, sich für wirklich nachhaltige Verkehrslösungen einzusetzen. Gemeinsam tankten wir vor Ort BioCNG, protestierten gegen die drohende Schließung dieser wichtigen Infrastruktur und kamen so außerdem ins Gespräch untereinander. Wir setzten ein deutliches Zeichen für den Erhalt dieser umweltfreundlichen Antriebstechnologie und deren Infrastruktur. Zudem waren lokale Pressevertreter vor Ort, um über unsere Aktion zu berichten. Es war ermutigend zu sehen, wie viele Menschen sich für den Erhalt dieser nachhaltigen Technologie einsetzen. Unsere Aktion war nicht nur ein symbolischer Akt. Sie hat die Anlage vor Ort ordentlich in die Knie gezwungen, und wir hoffen, dass dies ein Signal an die Verantwortlichen sendet, dass die Schließung der Tankstelle für niemanden eine gute Entscheidung wäre. 

Ein Blick zurück in die Vergangenheit nach Hamburg, nachdem die EON-Standorte geschlossen wurden, zeigt, wie wichtig und auch erfolgreich öffentlicher Druck sein kann. Dies bestärkt uns in unserem Kampf für den Erhalt der BioCNG-Tankstelle in Buxtehude. 

Organisation ist alles - ein Leitfaden
Wenn man einen öffentlichen Protest organisieren möchte, gibt es einige wichtige Aspekte zu beachten, um Menschen dazu zu bringen, sich zu engagieren und mitzumachen. Hier einige wichtige Punkte aus meiner persönlichen Erfahrung:

0. Dem CNG-Club beitreten: Der Startpunkt schlechthin. Das macht diese und andere Sachen deutlich einfacher, denn man kann sofort Kontakte zu Gleichgesinnten knüpfen, sogar zum Teil in der direkten Umgebung. Das erleichtert die Ideenfindung und -entwicklung, verbreitert die Zielgruppenbasis und die Aufgaben lassen sich auf mehrere Schultern verteilen. 

1. Ist-Stand und Ziel abklären: Bevor man eine Aktion organisiert, ist es entscheidend, den Ist-Zustand sowie das Ziel klar zu definieren. So kann man sicherstellen, dass die Botschaft der Demonstration präzise und leicht verständlich ist. Erst dadurch lassen sich effektive Wege und Möglichkeiten entwickeln, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen und die Teilnehmer zu mobilisieren, die sich mit dem Zweck der Veranstaltung identifizieren. 

2. Lokale Medien nutzen: Der Kontakt zu lokalen Zeitungen, Radiosendern und Online-Plattformen ist entscheidend, um die Aufmerksamkeit auf das Anliegen zu lenken. Kontaktaufnahme, Pressemitteilungen, Interviews und Ankündigungen in lokalen Medien können eine große Reichweite erzielen und Menschen dazu ermutigen, sich der Sache anzuschließen. 

3. Social Media nutzen: In der heutigen digitalen Ära sind soziale Medien ein mächtiges Werkzeug, um Menschen zu mobilisieren. Durch das Teilen von Nachrichten und Bildern, das Erstellen von Hashtags und das Einbinden von lokalen Personen des öffentlichen Lebens könnt Ihr eine breite Öffentlichkeit erreichen und Interesse wecken. 

4. Zusammenarbeit suchen: Die Zusammenarbeit mit bestehenden Organisationen, Vereinen, Clubs oder Firmen, die unser Ziel und unsere Anliegen ebenfalls verfolgen, kann die Reichweite und Glaubwürdigkeit unserer Aktion erhöhen. In meinem Fall konnte ich beispielsweise auch auf die Tipps und Erfahrungen vom CNG-Club und insbesondere auch der Regionalgruppe Hamburg zurückgreifen, was unsere Aktion stärkte und zusätzliche Ressourcen mobilisierte.  

5. Direkte Ansprache: Nichts ist wirkungsvoller als die persönliche Ansprache von Freunden, Familie und Kollegen. Durch Gespräche und Einladungen könnt Ihr Menschen direkt dazu ermutigen, sich Eurer Sache anzuschließen und aktiv zu werden. 

Fazit: Zum Schluss ist es wichtig, gewonnene Unterstützer aktiv in die Planung und Durchführung einzubeziehen, auf dem Laufenden zu halten und im Kontakt zu bleiben. Dabei beachten, dass man im Umgang und der Kommunikation miteinander zwar verbindlich, aber möglichst niedrigschwellig ist. Je mehr Menschen sich für die gemeinsame Sache engagieren, desto stärker ist die Botschaft, die von unserer Aktion ausgeht. 

Der Kampf um den Erhalt der BioCNG-Tankstelle in Buxtehude ist zwar noch lange nicht vorbei, aber der Erfolg unseres Protesttankens hat deutlich gemacht, wie viele Menschen solch umweltfreundliche Technologien nutzen und sich auch dafür einsetzen. Er zeigt auch, dass gemeinsames Handeln möglich ist und hat in jedem Fall mehr bewirkt, als den Kopf in den Sand zu stecken! Nur indem wir öffentlichen Druck ausüben und unsere Stimmen erheben, können wir einen positiven Wandel herbeiführen und eine nachhaltige Zukunft für uns alle sichern. Nun heißt es am Ball bleiben und die öffentliche Wahrnehmung hochhalten!


 

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Zur Person:
Maik Derpinski, Jahrgang 1994, lebt im Süden von Hamburg. Als Berufskraftfahrer liegt ihm die klimaschonende Mobilität besonders am Herzen, sowohl beruflich als auch privat. Bei seiner Arbeit und im Alltag strebt er nachhaltige Verkehrslösungen an, die möglichst umweltschonend und effizient sind. Daher ist er seit kurzem auch Mitglied im CNG-Club, bei dem er sich aktiv in der Regionalgruppe Hamburg engagiert.